Neuseeland konnte kommen! Wir waren bereit, ein neues Land für uns zu entdecken. Von Hobart in Tasmanien ging es per Direktflug nach Auckland, der größten Stadt Neuseelands. Und was für ein unglaubliches Glück für uns, wir wurden abgeholt. Eine Berliner Freundin hat uns mit Hans verkuppelt – einem Belgier, der lange in Berlin lebte und den es samt Familie hierher verschlagen hat.




Besonders beeindruckt waren wir vom 7-jährigen Sohn, der sich mit uns fließend auf Deutsch unterhielt, weil er die Kindergartenjahre in Berlin verbracht hat, mit dem Vater wechselte er ins Niederländische und mit der Mutter sprach er Arabisch. In der Schule redet er natürlich Englisch und lernt ein paar Worte Māori. Und wir? Wir suchen nach wie vor ein bisschen zu oft nach den richtigen Worten im Englischen. Gemein!!!
Arbeiten für Kost und Logis – Wwoofen in Neuseeland
Unser nächster Stopp für drei Wochen Arbeit lag zum Glück nur 60 km südlich von Auckland – das Pongarosa Equestrian Centre. Hier leben drei Generationen unter einem Dach. Die Großeltern und Tochter, die aus den Niederlanden ausgewandert sind, plus der Enkelin – ein waschechter Kiwi.












Und wow, für uns war das eher wie Urlaub als Arbeit. Mit Monique (der Enkelin) hatten wir rasch eine Verbündete, mit der wir uns alle Teile von „Herr der Ringe“ sowie dem „Hobbit“ angucken konnten. Und nachdem wir diese Epen verschlungen hatten, führte sie uns in die Soap „Heartland“ ein, mit 17 Staffeln eine der längsten kanadischen Serien überhaupt. Inhalt: die aufregenden Abenteuer auf der Pferdefarm Heartland. 🙂
Apropos Urlaub. Für die Wochenenden bekamen wir das große Familienauto und konnten so in aller Ruhe die Nordinsel Neuseelands erkunden. Unser erster Ausflug ging nach Hobbiton – dem Filmset an dem die Szenen im Shire gedreht wurden, also der Heimat der Hobbits. Mit frischen Filminhalt im Kopf erkundeten wir die pittoreske Gegend. Ein bisschen mehr Nerdwissen hätten wir uns an einigen Stellen von der Führung schon gewünscht.














Am nächsten Wochenende ging es dann nach Rotorua, bekannt für die geothermalen Aktivitäten – sprich jede Menge Hotpools, brodelnde Schlammlöcher, heiße Quellen und schwefelige Ablagerungen. Wir tauchten buchstäblich in eine andere Welt ab und badeten sogar in einem heißen Fluss mitten im Wald. Was für eine abgefahrene Erfahrung, unter einem warmen Wasserfall zu sitzen und in den Wald zu schauen. Auch unser Campingplatz lag direkt an einer heißen Quelle und so dümpelten wir glücklich in diversen Pools herum.




– das Thermal Wonderland.






Die drei Wochen vergingen schnell, wir haben den Garten umgegraben, Steine verlegt, den Springlatz für die Pferde neu aufgebaut, gepinselt … Der einzige Wermutstropfen: Trotz Pferdefarm kam Dana leider nur wenig zum Reiten.
Etwas absurd und befremdlich war die große Liebe des Großvaters für die ZDF Hitparade. Den ganzen Tag lief im Haus deutsche Volksmusik und alte Schlager hoch und runter. Das ständige Humpfdada war nicht immer einfach zu ertragen. Und die Großeltern erwiesen der niederländischen Kochkunst alle Ehre. Soll heißen, alles was es so zu frittieren gibt, wurde in die große Friteuse geworfen. So viel in Fett gebackene Kartoffeln und Fleischprodukte mit Mayo und Ketchup haben wir selten in unserem Leben gegessen.
Weiter geht’s – Wandern im Tongariro Nationalpark
Natürlich wollten wir uns auch die Südinsel nicht entgehen lassen und haben geschickt unsere nächste Farm dort gesucht. Für die Anreise nahmen wir uns eine Woche Zeit; genug um noch möglichst viel zu erkunden. Ohne Auto ist das in Neuseeland allerdings eine echte Herausforderung! Öffentliche Verkehrsmittel sind hier schlecht ausgebaut. Es gibt eine Busgesellschaft (InterCity), die die großen Städte anfährt, aber die Verbindungen sind oft eher mäßig, die Fahrten dauern ewig und sehr günstig ist es auch nicht. Wie immer bleibt die Erkenntnis: Reisen ist einfach an viel Organisation gekoppelt. Aber am Ende stellen wir auch immer wieder fest: Wahnsinn, was wir dann doch alles sehen.
Im Tongariro Nationalpark haben wir uns auf den Alpine Crossing Walk gewagt, angeblich die schönste Eintageswanderung Neuseelands. Ganze 20 km kämpften wir uns durch die atemberaubende Vulkanlanschaft und mit uns ganz viele andere Tourist:innen. Jaaa, die Beine taten uns danach wirklich weh, aber beeindruckend war es allemal!








Unser letzter Stopp auf der North Island: Die gemütliche Hauptstadt Wellington. Dort schlenderten wir ins „Te Papa Tongarewa“ – dem Nationalmuseum und in die Wētā Workshops. Letztere haben die Requisiten zu „Lord of the Rings“ (und zu vielen anderen internationalen Filmen) hergestellt und so lernten wir jede Menge über die Schwertherstellung – in der eigenen Schmiede – über Masken und Prothesen und wie Anzüge, Waffen sowie Deko produziert werden. Wellington hat uns auf jeden Fall gut gefallen, viele kleine hippe Cafés und kein Großstadttrubel, dafür eine schöne Hafenpromenade und kleine Gassen im Zentrum.






Ankommen auf der Südinsel
Von Wellington legt die Fähre auf die Südinsel ab. Man fährt ca. 4 Stunden auf die andere Seite. Unser erstes Ziel dort: Christchurch. Auch hier wollten wir uns durch einen Museumsbesuch weiterbilden. Gerade die Geschichte der Māoris hätte uns sehr interessiert. Nachdem in Wellington die Etage über die ersten Einwohner:innen der Insel wegen eines Polizeieinsatzes gesperrt war, war nun in Christchurch fast das gesamte Museum wegen Umbaus unzugänglich. So haben wir unsere Zeit im botanischen Garten (Ankes Lieblingssightseeingpunkt überall auf der Welt) verbracht und eine kostenlose Nadelbaumführung bekommen. Definitiv auch spannend, aber nicht die dringendste Wissenslücke, die gefüllt werden musste.








Doch dann ging es auf zu Luce, James und ihren 2 Kids. Auf einer neuen Farm anzukommen, ist immer aufregend. Trotz ausgefeilter Profile und viel hin und her Geschreibe, weiß man nie so ganz genau, was einen erwartet. In diesem Fall ein wunderschönes Meeresgrundstück mit direktem Zugang zum ausgedehnten Strand. Neben drei Pferden für Dana, gab es auch einen Permakulturgarten für Anke. Die Arbeit war abwechslungsreich und nicht allzu anstrengend. Jede Menge Holzschnipsel mussten als Mulch verteilt werden, neue Pflanzen – meist Flachs – angepflanzt werden, das obligatorische Unkraut gejätet werden und die Pferdeliebhaber:innen unter euch wissen: ein Pferd äppelt gerne bis zu 12x am Tag und so kommt man mit Pferdeäpfeln einsammeln eigentlich nie hinterher.






Da für unsere Hosts reichlich Familienbesuch über die Feiertage anstand, verbrachten wir Weihnachten allein in Queenstown – ein schönes Städchen in den Bergen (den Neuseeländischen Alpen) und direkt am See gelegen. Ein Manko für uns: Jeglich denkbare Touristenattraktion war hier buchbar: ob Bungee-Sprung, Zipline, Fallschirmgleiten oder Jetski und Wasseraction. Uns war das alles etwas zu rummelig und so wanderten wir recht ruhig am 24. zum Ben Lomond. Im Anschluss verbrachten wir noch eine Nacht im Zelt in der Natur, weit weg vom Trubel. Das ist einfach mehr unser Stil.





Auf dem Rückweg zu Farm holte uns netterweise unsere Gastfamilie mit dem Auto auf halber Strecke ab und machte mit uns einen kleinen Abstecher zum Mt.Cook, dem höchsten Berg Neuseelands. Gut, wir haben ihn nicht bestiegen, dafür zu seinen Füßen gepicknickt und im kalten Gletscherfluss gebadet. Brrr…







Plötzlich Housesitting – Silvester auf dem Land
Über Silvester hatten wir dann das ganze Haus für uns alleine und kümmerten uns 4 Tage um Hof und Tiere. Am 31.12. fuhren wir in den nächsten Ort – Oamaru – und blickten auf unser persönliches Jahr 2023 zurück. Letztes Jahr verbrachten wir Weihnachten und Silvester in Laos und hatten unsere Räder dabei. Zwischendurch genossen wir den Sommer in Berlin und nun sind wir schon wieder 4 Monate unterwegs. Wir sind immer ganz sprachlos über unsere Reiseabenteuer.
Nach einer lustigen Akrobatikshow im Stadtark von Oamaru entflohen wir bibbernd dem Regen und flüchteten schnell ins warme Haus vor den Kamin. Irgendwie ist das mit dem Sommer nicht ganz so, wie wir uns das vorgestellt haben. Eigentlich sollten hier schön die warmen Sommermonate sein, doch wir hatten bisher viele verregnete und frische Tage. Mit einem verflohten und einem dauerverängstigend Hund, sowie einer schnurrenden Katze, die nur frisst, wenn man mit ihr zusammen ins Bad geht (wo ihr Futternapf steht), verbrachten wir den Rest des Abends vor dem Fernseher. Draußen zuckten die Blitze und der Donner grummelte. Punkt 0 Uhr passierte dann … gar nichts. Keine Rakete, kein Feuerwerk. Nichts. Wo wir in Berlin immer das nervige Geböller verdammen, vermissten wir hier ein bisschen bunte Himmelsdekoration durchaus.






Und jetzt? Was bleibt von Neuseeland?
Womit wir vor unserer Reise nicht gerechnet hätten, ist, dass wir – trotz dem Fokus auf Farmen zu arbeiten – so viele Ausflüge machen konnten und so viel entdeckten.
Auch rund um unsere zweite Wwoofing-Farm auf Neuseeland gab es viele kleine aufregende Sightseeing-Punkte. Die runden Boulder von Moeraki oder eine Seelöwenkolonie. Nicht zu vergessen die Elephant Rocks oder alte Māori Zeichnungen an Felsen.
Mit der Zeit lernten wir mehr und mehr Familienmitglieder von James kennen und so siedelten wir nach 2 Wochen einfach zu seiner Schwester weiter, die Hilfe mit jeder Menge gefällter Bäume brauchte. Und super, dass sie auch noch Pferde zum Reiten hatte. Dana war im Himmel als sie mit Hank am Strand langtrabbte, während das alte Pony Winny sich genüsslich in den Wellen wälzte. Und zwischendurch erfreuten uns ihre Kids mit kreativen Spielen.







Schweren Herzens zogen wir schließlich weiter, schließlich stand noch Western Australia auf unserer Bucket List. Mal wieder mussten wir feststellen, dass die Gastfreundschaft in der Ferne einfach unfassbar ist. Allen Familien, bei denen wir anpackten, war es wichtig, dass wir auch wirklich Neuseeland entdecken. Sonja (auf der Nordinsel) lieh uns ihr Auto. Bei James und Luce konnte Dana häufig Surfen gehen, und Steph (die Schwester am Ende) versorgte uns nicht nur täglich mit Desserts, sondern erfüllte Dana den Pferdemädchen-Traum, mit einem Austritt am Strand. Zum Abschluss gab es sogar ein großes Familienessen mit allen Geschwistern und (zu unserer großen Freude) inklusive Verkleidung… Ach Neuseeland, wir brauchten eine Weile, um die Begeisterung aller Touris zu teilen, aber jetzt werden dich doch ganz schön vermissen.
Für die Pferdefans unter euch hier noch ein kleines Horse-Special:











