# 99 Rückblick: Western Australia – Reiten, Reisen und Rückkehren

Wir sind zurück in Berlin. Damit geht dieser Blog seinem Ende entgegen. Doch zuvor noch der obligatorische Rückblick zu unserem letzten Reiseabschnitt: Australien. Nach Tasmanien und Neuseeland, stand als letztes Reiseziel Western Australia (WA) auf unserer Bucket List. Der Plan: Einen guten Monat Wwoofen und Reisen. Am Ende wurden es dann doch zwei Monate für Anke und ganze drei für Dana.

Für WA haben wir uns entschieden, weil Anke schon seit Ewigkeiten von einem Permakulturkurs träumte und einen vielversprechenden in WA fand. So mussten wir uns relativ schnell nach der Landung in Perth – der größten Stadt des Bundesstaates – trennen. Anke fuhr mit dem Bus gen Süden nach Margaret River,  während Dana Richtung Osten ins Landesinnere fuhr, zu einer privaten Pferdefarm.

Rückblick in bewegten Bildern: Teil I

Anke im Permakultur-Glück

Um so richtig in die Geheimnisse der Permakultur eingeführt zu werden, hieß es für Anke 2 Wochen zusammen mit 25 anderen interessierten Personen auf einer Farm zu leben und tagsüber verschiedenste Lehreinheiten zu absolvieren. Dazu gehörte Theorie, praktische Designübungen, ein bisschen Gärtnern und sich verschiedenste andere Gärten anzuschauen, die nach permakulturellen Prinzipien aufgebaut sind.

Das Konzept der Permakultur wurde tatsächlich von zwei Australiern – Bill Mollison und David Holmgren – entwickelt. Die große Idee dahinter ist eine Landwirtschaft, die ein funktionierendes Ökosystem imitiert und somit die Bodenfruchtbarkeit schont und aufbaut, kaum Abfall erzeugt und damit die Artenvielfalt erhöht. Eine möglichst natürliche Kreislaufwirtschaft also – ganz wie in der Natur – in der dem Boden nicht nur Erträge entnommen werden, sondern immer wieder mittels natürlicher Ressourcen Energie zurückgegeben wird. Besonders beliebt unter den Permis: die Komposttoilette, die einerseits kein nützliches Trinkwasser verschwendet und andererseits aus den Hinterlassenschaften frische, nährreiche Erde produziert… also nach einer gewissen Ruhezeit. 

Die 14 Tage bei Fair Harvest waren unglaublich intensiv und wahnsinnig schön für Anke. Sie lernte so viele tolle, interessante und nette Leute kennen. Wer nun also Fragen zu Wurmkisten, Komposttoiletten oder Hochbeeten hat, wendet sich gerne an sie. Sie tauscht sich mit großer Begeisterung über Gartendesign und Gemüseanbau aus. Vorerst bleibt ihr an praktischer Betätigung nur Danas kleiner Balkonkasten in Berlin.

Rückblick in bewegten Bildern: Teil II

Dana als Pferdetrainerin in Australien

Während Anke ihr Öko-Hippi-Leben auskostete, kam Dana auf ihrer Pferdefarm an und endlich wurden ihr lang ersehnter Pferdemädchentraum wahr. 50 Pferde warteten darauf, gefüttert, gestriegelt, geritten und trainiert zu werden. Auch die Host – Dianne und Jim – erfüllten sich vor ein paar Jahren einen Traum: die eigene Pferdezucht. Allerdings nur als Hobby nebenbei und so ist Jim weiter mit seinen riesigen Trucks im Outback unterwegs, während sich Dianne um all die Pferde, etwas über 100 Hektar Grundstück, Haus und Hof kümmern muss. 

Dana stürzte sich mit solch einer Begeisterung und Motivation auf die Pferde, dass die wwoof-Familie sie gar nicht mehr gehen lassen wollte. Bereits nach einer Woche wurde verhandelt, ob Dana nicht etwas länger bleiben wolle und gemeinsam mit Bethanie (einer Trainerin) Jungpferde einreitet. Und so kam es, dass Dana mit Cowboyhut und -stiefeln, ganze drei Monate Pferdetrainerin in Western Australia wurde. Welch eine abenteuerliche Wendung.

Gemeinsam wwoofen: 40° Grad und heißer 

Nach Ankes Aufenthalt auf der Permakultur-Farm reiste sie zu Dana und den Pferden. Die Umstellung vom grünen am Meer gelegenen Margeret River ins trockene und heiße Inland war doch ein etwas größerer Schock. Auch auf einmal von der Öko-Weltretterbubble wieder zurück ins „echte“ Leben geworfen zu werden, war nicht einfach. Tapfer stürzte sich Anke dennoch auf Aufgaben mit den tierischen Vierbeinern: Füttern und Ställe säubern. Ansonsten wartete ein größeres Zaunbauprojekt auf sie. Mit einer speziellen „Post Hole Shovel“ (oder auf Deutsch: Erdlochausheber) stürzte sich Anke motiviert auf die Arbeit. Und das war wirklich nicht besonders spaßig! Denn häufig hieß das, bei über 40°C auf den schattenfreien Paddocks zu stehen, Löcher in den trockenen und festen Boden zu buddeln und mit Maschendraht zu spielen. Aber im Nachhinein war sie dann doch sehr stolz auf ihr Ergebnis. Dennoch, ganz so lange wie Dana wollte Anke nun nicht auf einem Pferdehof verbringen. Sie ist eben eher ein Gartenkind, als ein Pferdemädchen. Also zogen wir nach drei Wochen gemeinsamer Farmarbeit erstmal in den Urlaub.

Mit dem Campervan nach Esperance

Eines steht fest: Australien ist das Land der Campervans und Wohnmobile. Die meisten Orte haben einen „dumping point“ für die Chemietoilletten, Möglichkeiten den Wassertank aufzufüllen und regelmäßig warten kostenlose Stellplätze oder kostengünstige Campingplätze. Da es nur einen sehr schlechten öffentlichen Nahverkehr in Australien gibt und wir unsere geliebten Fahrräder nicht dabei hatten, entschlossen wir uns, endlich auch mal das Camperleben auszutesten.

Bis auf die anfänglich etwas intensivere Putzaktion, um den geliehenen Wagen in einen angenehmeren Zustand zu bringen, war unser rollendes Zuhause soweit ok. Wir hatten eine Liegefläche, einen Gasherd mit zwei Platten sowie ein kleines Waschbecken und einen Kühlschrank.

Und so fuhren wir durch Australiens Weiten. Roter Sand und erschreckend oft verbrannter Wald säumten unseren Weg. Aber auch diverse Nationalparks und alte Riesenbäumen (das Valley of the Giants).

Unser Ziel: Esperance an der Südküste von WA. Wir hielten so oft es ging am Meer (in dem Dana freudig schnorchelte), erkundeten die Baumriesen 100 km vor Albany, besuchten Ankes neue Permifriends und, und, und…

Unser Fazit: Eine Reise mit einem Wohnmobil ist natürlich sehr komfortabel und man kann so viel mehr entdecken als mit dem Fahrrad. Aber die Fahrerei zieht sich dann doch. Da waren wir beim Planen wohl etwas überambitioniert. 2.000 km in einer Woche sind doch etwas viel. Gerade Anke fand die viele Zeit im Auto etwas zäh. Aber natürlich ist es toll, abends nicht immer das Zelt aufbauen zu müssen und sogar einfach ein kühles Bierchen aus dem Kühlschrank zu holen. Und wie eingangs schon erwähnt, bietet Australien die perfekte Infrastruktur für einen entspannten Roadtrip.

Getrennte Wege: Anke und ihre Permi-Friends

Nach dem gemeinsamen Urlaub kehrte Dana zurück zu Dianne und Jim, um weiter junge Pferde zu reiten und zu arbeiten, während  Anke sich abseilte.

Ursprünglich wollte sie ihre frisch erlernten Kenntnisse noch einmal vertiefen und auf einem Permakulturhof wwoofen. Leider fand sich aber auf die Schnelle keine Gelegenheit. Also musste Plan B her: Den fantastischen Menschen, die sie in dem Kurs kennengelernt hatte, einen Besuch abstatten. Und ganz ehrlich, ein bisschen ausruhen war gar nicht so schlecht. Bei allen drei Stationen genoss sie ihre Zeit sehr. Mit Cass ging es auf den Markt und mit ihrem neuen Fahrrad durch Bunbury, mit Leola konnte Anke Ukulele üben und Andrews alte Punkband-Videos gucken. Bei Selinas spielte sie mit den Kindern im Pool. Der Austausch über Permakultur und die ein oder andere Unterstützung im Garten waren ein Plus. 

Dana war währenddessen fleißig, bei 50 Pferden gibt es jede Menge zu tun. Ob Möhrenyoga, Ausritte im Eukalyptenwald oder Heu mit dem Farmquad verteilen, die Aufgaben sind vielfältig. Nicht ganz so erbaulich: Der Moment, als sie mal wieder alleine ausritt und Johnny  – ihr Lieblingspferd – vor dem Sprung im Wald scheute. Noch während Dana probierte, wieder gerade im Sattel zu sitzen, rannte er zu nah an einem Baum vorbei… Knall. Dana wurde vom Pferderücken geschleudert… Doofe Bäume.  Das MRT im Krankenhaus zeigte die traurige Wahrheit: eine gebrochene Rippe. 6 Wochen Schonzeit! Ein Alptraum. Und das, wo doch der Herbst anstand und es langsam wieder kühler werden sollte. Deprimiert verweilte Dana unter starken Schmerzmitteln auf der Couch mit Kater George. Viel Bewegung ging erstmal nicht. 

Die berühmte Quokka-Insel: Rottnest Island

Unsere letzten gemeinsamen Tage in Australien, wollten wir trotz Danas Verletzung zusammen verbringen. Keine 20 km von Perth entfernt liegt Rottnest Island. Diese kleine Trauminsel ist bekannt für ihre super niedlichen Quokkas. Die Namensgeber für das kleine Paradies sind, weil man sie ursprünglich für große Ratten hielt. In Wahrheit handelt es sich um kleine Kängurus mit einem unglaublichen Drolligkeitsfaktor, die ausschließlich an der Küste um Perth zu finden sind. Da sie nicht besonders scheu, überall auf der Insel rumhüpfen und gerne freudig in Kameras grinsen, werden sie seit ein paar Jahren als Instagramhype gefeiert.

Wir hatten uns bereits im Vorfeld einen Campingplatz direkt am Meer gebucht. Dana reiste mit ihrer sehr frisch gebrochenen Rippe an (eine Woche nach dem Sturz). Anke schleppte tapfer Danas und ihr eigenes Gepäck sowie ein neu erworbenes Luftbett, damit Dana trotz Verletzung Zelten überhaupt aushielt. Irgendwie nicht so ideal für den romantischen Abschied. Stöhnend und mit viel Hilfe schaffte es Dana immer wieder ins und aus dem Zelt.

Tagsüber erkundeten wir die kleine Insel mit traumhaften Stränden und klarem Meer zum Schnorcheln. Im Wasser schweben war quasi Physiotherapie für Dana. Und natürlich posten auch wir mit den possierlichen Quokkas. Die fanden es besonders interessant, nachts in unserem Vorzelt rumzuschnüffeln und alles anzuknabbern, was eventuell essbar sein könnte. Ob Pfefferminzteebeutel oder Erdnüsse, nichts war sicher. Anke wachte mehrmals auf, weil ein Quokka sie auf der Suche nach Leckereien durch die Zeltwand  anstupste. Da die Tiere so gar keine Angst vor Menschen haben, half zurückschubsen leider nicht. So waren wir im Halbschlaf damit beschäftigt zu klatschen oder anders Lärm zu machen, um die süßen Racker zu vertreiben.

Goodbye Anke  – Dana allein in Australien

Zurück auf dem Festland, hieß es Abschied nehmen. Gar nicht so einfach nach all der gemeinsamen Zeit. Auf Anke warteten Freunde in der Schweiz und ihre Ma in der Nähe von Frankfurt am Main. Auf Dana wartete Johnny, Starlight, Sunny, Niky …

Zum Glück heilte die Rippe nach dieser Erholung langsam. Und so traute sich Dana bald wieder die Pferde zu füttern, zu putzen und überall ein bisschen mit anzupacken. Dianne versorgte sie weiter liebevoll mit reichlich Essen und brachte viel Geduld auf, wenn ihre Puste schnell ausging. Und zwischendurch ging es sogar mit einem Truck ins Outback, zum Felder kalken. Da konnte sie freudestrahlend mit dem LKW durch die rote Landschaft cruisen. 

Und nach ein paar Wochen Pause hielt Dana es einfach nicht mehr aus. Ihre Musterschülerin Starlight (frisch eingeritten) wurde für den ersten vorsichtigen Ritt ausgewählt. Ein wenig Schritt, etwas Trab… nur in der Reitbahn bleiben. Hat Starlight auch nichts verlernt nach 3 Wochen Pause? Nein, alles bestens. Was für ein schönes Gefühl, endlich wieder auf dem Pferd. Und der Arzt im Krankenhaus meinte ja: „Das Reiten ist nicht das Problem, nur das Herunterfallen führt zu Schwierigkeiten.“ Also tastete sich Dana Stück für Stück heran. Und zum Schluss ging es wieder mit dem jungen Araber Johnny ins Gelände, der hat sie nämlich ganz bestimmt schon vermisst. 

Übrigens schwang Dana zwischendurch heimlich den Trennschleifer, um einen großen Postkasten zu bauen, damit die vielen Päckchen und Pakete nicht immer unter dem Baum abgelegt werden müssen. Genau das richtige Abschiedsgeschenk für einen wirklich einmaligen Aufenthalt. Vielen Dank Dianne und Jim für diese Gelegenheit und all die Leckereien.

Backpacking vs. Radreise – Was haben wir gelernt?

  • Beim Reisen mit dem großen Rucksack vermissten wir die Flexibilität unserer Räder sehr. Allerdings sind Neuseeland und Australien auch besonders schlecht mit Öffis zu bereisen. Ohne eigenes Auto ist man aufgeschmissen und gerade in Australien sind die riesigen Distanzen kaum mit Zügen zu bewältigen.
  • Wir sind beide begeisterte Wwooferinnen. Es ist einfach eine großartige Möglichkeit, mit Menschen in ihrem Land zusammenzuleben und uns macht die Arbeit auf einem bäuerlichen Hof Spaß. Aber wir mussten  auch feststellen, dass es nicht immer einfach ist, die perfekten Orte zu finden. Es kann manchmal etwas herausfordernd sein, so intensiv im Hof- und Familienleben mittendrin zu stecken. Vor allem bleibt nicht viel Raum für Selbstbestimmung, der Alltag wird an den Familienrhythmus angepasst. Sich darauf einzulassen, muss man können.
  • Pärchengedöns: Wir haben gelernt, dass manchmal eine kurze Trennung super sein kann. Während Anke ihren Permakultur-Traum verwirklichte, wurde Dana kurzerhand zur Pferdebutch. So konnten wir beide unseren individuellen Interessen nachgehen und hatten uns danach eine Menge zu erzählen. Das machen wir bestimmt wieder!
  • Und Anke liebt einfach Kurse! Das bringt Austausch mit neuen Menschen und obendrein lernt man etwas. Gerade auf langen Reisen ist ein Kurs eine interessante Abwechslung und führt eventuell zu neuen Perspektiven. 
  • Thema Pferde (bzw. Reiten): Das ist  gar nicht so einfach. Reiten und der Umgang mit Pferden birgt natürlich ein gewisses Risiko (wie Dana auch bewiesen hat). Nicht alle Pferdebesitzer:innen lassen einen bedenkenlos auf ihre geliebten Schätze. So waren wir in Neuseeland auf drei Höfen, die Pferde hatten und Dana konnte nur sehr wenig reiten, obwohl sie eine versierte Reiterin ist. Dass Dianne und Jim in WA so begeistert ihre Pferde teilten, war Glück für alle Seiten. Da hilft nur eine klare Absprache im Vorfeld.
  • Last, but not least: Englisch. Eigentlich sind wir nochmal los, um unsere Englischkenntnisse zu vertiefen. Und ja, das hat gut funktioniert. Wwoofen oder in Familien leben eignet sich hervorragend. Ständig ist man gezwungen, nach alltäglichen Dingen zu fragen oder sich auszutauschen. Wir können Wwoofen zum Sprachaustausch auf jeden Fall empfehlen, am besten in Haushalten mit möglichst vielen Beteiligten. Dana kann jedenfalls nicht nur Pferdevokabeln sondern auch ein bisschen Aussi-Slang.

Und zum Schluss noch der fantastische Sternenhimmel in WA:

Veröffentlicht von Fabulous Female Cyclists

Ich war gerade 16 Monate mit dem Fahrrad unterwegs. Berlin-Sydney

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