#29 Rückblick: Auf dem Weg zur Donau

„36 Grad und es wird noch heißer…“ Seit Wochen klettern die Temperaturen in die Höhe, nur unterbrochen von vereinzelt heftigen Gewittern, doch wir radeln stetig voran. Gerade folgen wir genüsslich dem Donau-Radweg, suchen immer wieder schattigen Unterschlupf und springen ab und an ins ganz schön warme Donau-Wasser. Morgen machen wir uns auf nach Bulgarien. Juhu! Wir freuen uns schon auf Schafskäse und das Schwarze Meer. Aber bis zum hoffentlich kühlen Meereswasser liegen noch so einige Kilometer im prallen Sonnenschein vor uns. 

Bevor es zum nächsten Land geht, kommt nun Ausführliches aus unseren letzten beiden Reisezielen: Bosnien-Herzegowina und Serbien – zwei besonders interessante Länder, die uns sehr überrascht haben. Also, auf geht’s:

Ende Mai überquerten wir die Grenze von Montenegro nach Bosnien-Herzegowina. Beim Grenzübergang an der Drina reihten sich die Raftingboote wie eine Perlenkette im strahlenblauen Flusswasser aneinander. Kaum auf neuem Staatsgebiet angekommen, stellten wir die erste Besonderheit fest: Uns wehte die serbische Fahne entgegen. Moment, wir waren doch in Bosnien-Herzegowina. Doch genau genommen, befanden wir uns in der Republik Srpska – eine eigene Entität innerhalb des Landes mit eigenem politischen System. Ganz vereinfacht ausgedrückt, will dieser (recht große) Landesteil lieber zu Serbien gehören, weil die Bevölkerung aus sehr vielen bosnische Serben besteht. (Fun Fact: Der für uns auffälligste Unterschied zwischen Bosnisch und Serbisch ist die Schrift. So schreiben die serbischstämmigen Kyrillisch, wohingegen in den bosnischen Gebieten Latein geschrieben wurde. Für uns und Google Translate war das mitunter ganz schön verwirrend. Mit wem sprach man gerade? Musste die Übersetzung jetzt auf Kyrillisch oder Latein angezeigt werden?)

Wildzelten in Bosnien-Herzegowina?

Der erste Tag im neuen Land war für uns recht kurz. Ein beeindruckendes Gewitter holte uns ein und wir blieben lieber in einer Mini-Hütte auf einem Campingplatz. Doch schon in der zweiten Nacht mussten wir wildcampen, weil es kaum Campingplätze gab. Camping an sich schien insgesamt noch kaum bekannt. Eigentlich wollten wir Wildzelten vermeiden, denn es liegen immer noch unzählige Landminen aus dem Bosnienkrieg (1992 bis 1995) herum. So wird immer noch geraten, sich nur auf offiziellen Wegen aufzuhalten. Wir fanden zum Glück eine garantiert gefahrlose bäuerliche Wiese. Außerdem luden wir uns extra die offizielle Minen-App des Mine Action Center herunter, die uns die verminten Gebiete genauestens anzeigte. Das war jedoch wenig beruhigend. Es ist unfassbar wie viele stille Gefahren noch lauern.

So konfrontiert mit den Spuren des Krieges, versuchten wir stets, uns zu informieren. Während wir in die Pedale traten, hörten wir fleißig Podcasts, um uns über die Geschichte des Landes schlau zu machen. In den Pausen stöberten wir durch Wikipedia, den Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung und lasen viele weitere Artikel online. Doch je mehr wir lernten, desto mehr Fragen kamen auf. Der Zusammenbruch Jugoslawiens ist dann doch komplexer als in einem kurzen Podcast oder Artikel zusammengefasst werden kann. 

Mostar – Eine Stadt mit Geschichte

Wir fuhren derweil bis nach Mostar. Auf dem Weg dorthin erkannten wir schnell, dass wir eigentlich am Ende unserer Kräfte waren. Die vielen Höhenmeter, die wir in Montenegro gerockt hatten, zerrten heftig an uns. 10 km vor der alten Stadt erwartete uns ein ganz kleiner Campingplatz (mit gerade mal sechs Plätzen). Also beschlossen wir, da zu bleiben. Neben der angenehm privaten Atmosphäre, war das ausschlaggebende Argument für diesen Ort, die drei wahnsinnig niedlichen kleinen Kätzchen, die ums Zelt tollten. Cat Content hilft einfach immer beim Entspannen.

Zwei Tage chillten wir, ganz ohne Bewegung. (Zum Glück stand unser Zelt direkt vor der Küche.) Ein Highlight in dieser Zeit: Die Einladung zum Chili vom schicken Nachbarcamper. Sehr lecker. Doch schließlich trauten wir uns am dritten Tag dann tatsächlich wieder raus und fuhren sogleich mit dem Bus Richtung Mostar. Dort stürmten wir begeistert in den DM und frönten dem Luxus, bekannte Produkte kaufen zu können. Auch der sehr dringende Friseurbesuch wurde gleich erledigt.

Schließlich stand der Besuch des „Museums des Krieges und des Genozids“ an. Die Ausstellung zeigte viele persönliche Exponate und erzählte individuelle Geschichten. Auch die Grausamkeiten in den Konzentrationslagern und die massenhaften Morde wurden sehr eindrücklich dargestellt. Uns fehlte jedoch ein wenig die politische und geschichtliche Einordnung. Wie war die Vorgeschichte, wie war der Ablauf, wie die politischen Rahmenbedingungen? Schockiert, traurig und mit vielen Fragen kamen wir wieder heraus. Abends auf dem Campingplatz tauschten wir uns dann intensiv mit dem deutschen Camperpärchen aus und suchten gemeinsam online nach Antworten. 

Am nächsten Tag wurden wir schließlich wieder sportlich. Wegen der großen Hitze (auch hier war es schon 36 Grad) standen wir früh auf. Mit Helm, Gurt und Bremse, ging es pünktlich 7 Uhr los. Das Equipment für Klettersteig hatten wir uns schon am Tag zuvor besorgt und so wanderten wir ganz alleine durch eine Schlucht, mit Unmengen von kleinen fidelen Fröschen in Pfützen. Im Gras raschelten die Salamander und Schlangen (das meiste waren wohl ungefährliche Schleichen, wie wir im Nachhinein erfuhren). Und der Klettersteig hielt aufregende Passagen für uns bereit. So kraxelten wir sehr glücklich durch die Natur und genossen die Aussicht. 

Sarajevo – Hauptstadt mit Lost Place 

Nach diesen erholsamen Pausentagen düsten wir Richtung Hauptstadt. 150 km in zwei Tagen, trotz einiger Hügel. Jihaa. Kaum in Sarajevo angekommen, kündigten sich Regentage an. Uns war das Recht. So hatten wir einen guten Grund, schöne Cafés auszuprobieren. Wir schlenderten durch die Altstadt und kamen auch an der berühmten Brücke vorbei, an der es 1914 das Attentat auf Franz Ferdinand gegeben hatte, was ja bekanntlich den 1. Weltkrieg auslöste. Unsere Köpfe waren aber noch so mit der jüngeren Geschichte Jugoslawiens und dem Bosnienkrieg beschäftigt, dass wir festellen mussten, dass wir für eine intensivere Beschäftigung mit dem ersten Weltkrieg nicht mehr viele Kapazitäten hatten.

Dafür entdecken wir einen beeindruckenden Lost Place. In der Stadt gibt es mittlerweile wieder eine Seilbahn (2018 nach der Zerstörung im Krieg neu eröffnet), die auf die umliegenden Berge führt und von dort ist es nicht weit zu der alten Bobbahn der Olympischen Winterspiele 1984. Ausgerechnet in den Tagen, als wir in der Hauptstadt verweilten, fuhr sie wegen Reparatur-Arbeiten nicht. Also mühten wir uns zu Fuß den Berg hoch. Irgendwann stapfen wir etwas verloren durch den Wald und uns wurde ganz schön mulmig zumute. Mit Gedanken an die ganzen Minen liefen wir lieber wieder ein Stückchen zurück, um einen anderen Weg zu nehmen. Kaum hatten wir die alte und verlassene Bobbahn gefunden, waren wir hin und weg. Wir konnten die ganze Bahn von oben bis unten laufen, die Wände der alten Rennstrecke waren mittlerweile mit bunten Graffiti verziert. Vielleicht lag es am Regen oder der kaputten Seilbahn, jedenfalls waren wir fast alleine. Also, Selfie-Time!

Gastfreundschaft: Schlafen bei Familien

Bisher haben wir meistens entweder auf Campingplätzen oder wild in der Natur unser Zelt aufgeschlagen. Umso abgefahrener war es für uns, dass wir gleich an drei hintereinander folgenden Tagen bei Familien eingeladen wurden.

Bei der ersten sind wir gelandet, weil wir sehr lange auf ein Schild mit „Bike Camping“ starrten. Nur das dieses „Camping“ weit und breit nicht zu sehen war. Von den Nachbarn angesprochen, was wir denn suchten, erzählten wir von unserer Not, dass wir dringend einen Platz zum Schlafen bräuchten. Noch immer hatten wir ganz schön Respekt vor den Mienen und trauten uns nicht überall hin. Wir hatten Glück: Nada hatte 45 Jahre lang in Deutschland gearbeitet und sprach perfekt deutsch. Nur konnte sie überhaupt nicht nachvollziehen, was wir suchten und was wir machten. Auf den Witz von ihrem Sohn, wir könnten ja im Garten auf der Wiese schlafen, war sie zunächst vollkommen entrüstet. Draußen schlafen, auf einer Wiese? Das ist zu gefährlich! Nach einigen verzweifelten Blicken von Anke konnten wir letztlich doch im Garten von Sohn Micki unser Zelt aufschlagen. Nada fragte nochmal skeptisch nach, was sie machen sollte, wenn die Polizei nach uns fragen würde und ob wir auch Papiere hätten. Doch schon am Abend löste sich die erste Skepsis und wir bekamen vier frische Eier von den hofeigenen Hühnern fürs Frühstück geschenkt. Mh … lecker. Und am nächsten Tag war das Eis dann vollends gebrochen. Vor allem Micki freute sich uns schon 6.30 Uhr (vor dem ersten Müsli) auf einen Sliwowitz einzuladen… ach und noch ein Zweiter ging doch auch noch. Von Nada bekamen wir zum Abschied Salat und Frühlingszwiebeln aus dem Garten, selbstgemachtes Brot, selbst geschossene Wild-Bratwurst, Kekse und eine Einladung, ob wir nicht länger bleiben wollten, schließlich würden sie nachmittags noch mal grillen. Seitdem sind wir im regelmäßigen Kontakt. Schön. 

Am nächsten Tag machte Dana dann eine Unterkunft klar. Wir fanden nicht wirklich einen Camping-Spot und so fragte sie mutig mehrere Männer, die vor einer Bar saßen, ob einer von ihnen etwas wüsste. Campingplatz? Pension? Fehlanzeige. Doch ein etwas schüchterner Mann meinte: „Kein Problem ich habe ein Haus.“ Auch die anderen Kerle bestätigen, ja wirklich, das sei kein Problem, er hat Frau und Kinder. Mh…nagut. Wir wagten es, schließlich sei es ja auch ganz in der Nähe. Naja, wie das mit Autofahrenden halt so ist, radelten wir ihm dann hechelnd nochmal 7 km hinterher. Aber es hat sich wahrlich gelohnt. Die Gastfreundschaft war überwältigend: Es gab Baklava mit Tee, wir konnten duschen und spätestens als unsere Wäsche liebevoll mit viel duftendem Weichspüler gewaschen wurde, haben wir uns sehr, sehr glücklich geschätzt. Die Kommunikation mit Google Translator war nicht immer einfach, dennoch verstanden wir uns alle gut. Hashids Frau kochte, zeigte uns Familienfotos und zur Not wurde einfach immer die Tochter in Kanada zum Übersetzen angerufen (wie spät es wohl bei ihr so war?). Sehr satt und sehr glücklich schliefen wir auf dem Familienschlafsofa ein. Und am nächsten Morgen durften wir erst losradeln als Hashid extra bei der Bäckerei war, sie zur Hälfte leer gekauft hatte und mit vielen Energy Drinks, süßen Croissants und belegten Brötchen zurückkamen. 

Am dritten Abend (wir hatten gerade die Grenze nach Serbien passiert) waren wir auf der Suche nach einem Platz als uns ein Mann mit perfekten Deutsch (und leicht schwäbischen Dialekt) ansprach, wo wir denn hinwollten. Mutig geworden von den vorausgegangenen Erfahrungen antwortete Anke, dass wir einen Platz zum Campen suchten … auch er lud uns ganz selbstverständlich zu sich ein. Mischa ist in Deutschland geboren und aufgewachsen, arbeitet und lebt aber seit 15 Jahren in Serbien und kümmert sich um die Häuser seiner Familie. Obwohl er, seine Frau und seine Schwester gerade um seinen kranken Vater bangten, wurde ausgiebig für uns gesorgt. Abends wurde eine große Grillplatte Fleisch aufgefahren und wir schnibbelten noch etwas Restsalat von unserer ersten Übernachtung dazu. Auch hier wurde wieder für den nächsten Tag mit vielen Fleisch und Keksen ausgestattet. So langsam hatten wir das Luxusproblem, viel zu viele Lebensmittel dabei zu haben. Aber bei all dem Gestrampel in die Pedale, futtern wir auch so einiges Weg.

Diese drei Übernachtungen waren unglaublich für uns. Die Gastfreundschaft einfach überwältigend. Und wir haben einmal mehr gelernt: Am Ende sind alle unglaublich offen und hilfsbereit, egal aus welcher Gegend sie stammen. Wir wurden jedenfalls im Bosnischen Teil, in Srpska und in Serbien eingeladen. Vielen Dank euch allen!

Srebrenica – Gedenken an Kriegsverbrechen 

Doch bevor wir nach Serbien einfuhren, statten wir noch der Gedenkstätte von Srebrenica einen Besuch ab. Bedrückt wandelten wir zwischen den Gräbern der ermordeten Bosniaken. Auch in den Räumen der ehemaligen UN-Base, blieben wir schockiert und ratlos zurück. Wir haben in den letzten Tagen so viele freundliche und hilfsbereite Leute getroffen, Bosniaken, bosnische Serben, Kroaten … Wie konnte es je zu diesem gewaltsamen Krieg kommen? Wie konnten diese Leute, die noch heute mit Schrecken davon erzählen, so einen Hass entwickeln? Es ist unbegreiflich für uns.

Mit etwas mulmigen Gefühlen fuhren wir nach Serbien. Nach all der Aufarbeitung von bosnischer Seite, fragten wir uns, wie es wohl in Serbien wird. Doch schnell verloren wir unsere Scheu. Das Land begrüßte uns mit sanften Hügeln und bildschönen Dörfern. Die Straßen waren gut ausgebaut und ließen sich super fahren. Wir kamen schnell voran und spätestens als uns Mischa aufnahm, war klar: Serbien punktet mit Freundlichkeit. So düsten wir bis Belgrad, bekamen am Straßenrand Tomaten geschenkt, wurden auf einen Kaffee eingeladen und erhielten kalte Getränke.

Belgrad – endlich wieder Großstadt

In Belgrad erwartete uns mal wieder Besuch. Steff flog für eine Woche ein und so machten wir zusammen die Großstadt unsicher. Wir freuen uns immer über Gäste und dass so viele Freund:innen vorbeikommen, hätten wir echt nicht gedacht. 

Belgrad bekam jedenfalls sehr viele Punkte in unserem Städteranking. Die Stadt ist mit ihren 1,7 Mio. Einwohner:innen erstaunlich ruhig, friedlich und entspannt. Es gibt noch viel gut erhaltene Gründerzeithäuser, überall locken süße Cafés, schicke Restaurants und coole Kneipen. Am Save-Ufer lässt es sich ganz romantisch flanieren und die Burg Kalemegdan bietet eine fantastische Aussicht auf die Stadt mit ihren beiden Flüssen (Donau und Save) und Grünanlagen. Wow! Wir waren begeistert. Als wir dann noch entdeckten, dass Belgrad eine queere Szene hat (die sich gerade auf den EuroPride im September vorbereitet), waren wir vollends überzeugt. Ob absurder Schlagerabend, dröhnender Elektrobass oder alternative Drag-Shows, wir fanden jeden Abend einen Grund, Bier zu trinken, zu tanzen und spät ins Bett zu gehen. Danke Steff für diese schöne queere Zeit!

Und noch ein Highlight brachte der Besuch von Steff mit sich: Für Dana war die erste Nacht im Zelt eine ganz besondere. Endlich wieder auf einer vernünftigen Isomatte schlafen! Steff hatte uns aus Berlin Ersatz für die komplett delaminierte Matte mitgebracht und Dana rollte sich wohlig und glücklich auf der neuen Matte umher.

Im Naturschutzgebiet: Der Donauradweg

Kaum hatten wir die Hauptstadt verlassen, landeten wir im Naturschutzgebiet und radelten die Donau entlang. Zwar ist der Weg zwischendurch wenig ausgebaut, so dass wir teilweise auf dem Damm fuhren – mal schottrig mal sandig -, dafür waren wir mitten im Vogelparadies. Ob Reiher oder Schwäne, ob Greifvögel oder Rabenschwärme, für Birdies gab es viel zu sehen. 

Und das Beste ist hier natürlich, dass es schön flach ist und wir endlich wieder Strecke machen können. 

Neben Hochgebirgsebenen haben wir nun Flusslandschaften für uns entdeckt. Da es wenig Brücken gibt, mussten wir auch schon auf eine Fähre steigen. Jetzt wissen wir: Bootstouren auf der Donau lohnen sich definitiv. Die Donau ist unfassbar breit! Es gibt so viele Burgen, pittoreske Städtchen oder einfach nur schöne Natur. 

Für den Donauradweg lassen wir uns jetzt viel Zeit. Regelmäßig bauen wir Pausentage ein, um in der Donau zu schwimmen und am Ufer zu relaxen. 

Und die serbische Bevölkerung überrascht uns immer wieder. Neulich saßen wir bei 36 Grad, erschöpft am Straßenrand im Schatten und ruhten uns für die letzten Kilometer des Tages aus, als ein Transporter anhielt, eine eiskalte Flasche Wasser brachte und wieder davondüste. Noch bevor wir glücklich das Wasser austranken, kam er wieder zurück und brachte eine Familienpackung Eis (inklusive Löffel). Mh… Nun ist unser Bedarf an Eiscreme erstmal gedeckt.

Und was bleibt von Bosnien-Herzegowina und Serbien?

Während wir diese Zeilen schreiben, fällt uns auf: Wow, das alles haben wir in einem Monat erlebt. Wir trafen unterschiedliche Menschen, sahen beeindruckende Landschaften und aßen reichlich. Bosnien-Herzegowina hat uns geschichtlich und politisch total gepackt. Die vielen Spuren des Krieges brachten uns zum Nachdenken. Während uns die Leute mit ihren Geschichten berührten. Beim Thema Sehenswürdigkeiten war die Bobbahn in Sarajevo ein großes Highlight für uns. Wir mögen einfach Lost Places. Und schließlich hat uns Serbien landschaftlich absolut überrascht. Die kleinen Hügel, die Auenlandschaft an der Donau… einfach malerisch. Was beide Länder eint, ist ihre Gastfreundschaft, herzliche Menschen und die reichhaltige Küche. Wir sagen nun Tschüss und reisen weiter nach Bulgarien. Mal sehen, was uns da erwartet…

Du findest unsere Reiseberichte toll? Oder magst uns einfach so unterstützen? Wir freuen uns über jeden Euro, denn davon können wir auch unvorhergesehene Kosten (wie Reparaturen) decken oder uns mal eine kleine Pension gönnen.

#28 Serbien: Party-Time in Belgrad

Wow! 🥳🏳️‍🌈 Endlich mal wieder queeres Nightlife. Ganze 6 Tage sind wir in die Homoszene von Belgrad eingetaucht und dafür kam sogar Verstärkung aus Berlin eingeflogen. 🤠 ✈️

Sensationell (und auch ein bisschen verwirrend) war der Schlagerabend der lesbisch-geführten Bar Gouvernanta. Während die Sängerin im Keller ihre serbischen Kamellen voller Inbrunst schmetterte und ihr knappes, knallrotes Minikleid in die Höhe warf, lagen ihr die Lesben (jung, alt, Femme, Tomboy, Butch und alles dazwischen) kreischend zu Füßen. Wir waren schock-verliebt.

Außerdem tranken wir einige Kaffees im sehr hippen Kafe Shupa, spazierten im Sonnenuntergang am Save-Ufer entlang und aßen die beste Pljeskavica der Stadt. Belgrad hat uns einfach rundum überzeugt.

Danke Steff, dass du mit uns eingetaucht bist und uns ausgehungerte Szenegängerinnen mit einer ordentlichen Dosis Queernes versorgt hast.

Zum fulminanten Abschluss gab es im alternativen KC Grad eine Drag-Show im Rahmen der CSD-Vorbereitung mit beeindruckenden kreativen Outfits und wilden Tänzen. Belgradpride es war fantastisch. 🏳️‍🌈🕺

Belgrad wir kommen bestimmt wieder. Jetzt radeln wir aber erstmal ganz beseelt weiter.🚴🚴‍♀️🏳️‍🌈

#27 Serbien: Gastfreundschaft bei 30° Grad

Belgrad wir kommen! Nur noch 30 km dann sind wir in der serbischen Hauptstadt. Die letzte Woche war ganz schön heiß (über 30°Grad), aber auch sehr entspannt für uns. Kaum waren wir über die Grenze, rief uns Mischa bei der Suche nach einem Campingplatz zu: „Hallo, wie geht’s euch?“

Eigentlich wollten wir nur auf seiner Wiese campen, aber am Ende wurden wir in sein Familienhaus eingeladen. Mischa ist in Deutschland geboren und aufgewachsen bevor er vor 15 Jahren zurück zu seiner Familie nach Serbien ging, auch seine Schwester und seine Frau sprachen Deutsch und so konnten wir ganz bequem den ganzen Abend quatschen, während wir frische Honig-Waben 🍯 vom Nachbarn bekamen und Leckereien vom Grill schnabulierten. Danke ihr Drei. 🙏

Und auch sonst sind wir von der Gastfreundschaft überwältigt. Gestern haben wir Tomaten von einem Passanten geschenkt bekommen, wurden 3 mal auf ein Getränk eingeladen (das konnten wir nicht alles annehmen!) und beim Bäcker gab’s für Danas sensationellen Einkauf (1,50€!) noch eine kühle Limo umsonst dazu. 😱

Übrigens hat Dana mal wieder für L-MAG geschrieben. Den Artikel gibt’s auf auf L-MAG.de

Und zum Schluss noch etwas extra Cat-Content, den wir stundenlang auf einem Campingplatz binge-watchen konnten.🤪

#26 Bosnien-Herzegowina: Familiengeschichten

Heute verlassen wir Bosnien-Herzegowina.👋 Das Land hat uns sehr zum Nachdenken gebracht. Wir sprachen viel mit Leuten über den Bosnienkrieg. Ein Bosniake erklärte uns zum Beispiel empört: „Dieser Konflikt zwischen Bosniaken, Serben und Kroaten ist totaler Blödsinn. Wir sprechen die selbe Sprache, haben die gleichen Nachnamen und eine gemeinsame Geschichte, es gibt letztlich kaum Unterschiede zwischen uns.“

Schockiert haben wir uns die Gedenkstätte von Srebrenica angeschaut. #neverforget 🌹

In Sarajevo besuchten wir außerdem die alte Bobbahn, auf der bei den Olympischen Winterspielen 1984 die DDR 2 mal Gold und 2 mal Silber holte.

Außerdem wurden wir von zwei sehr netten Familien aufgenommen als wir auf der Suche nach einem Campingplatz waren. Von der Wegzehrung, die wir mitbekamen, konnten wir noch eine Weile zehren. Frische Eier, selbstgemachte Bratwurst, Sandwiches, Schoko-Croissants, Raki… 🤤💜

Vielen Dank Bosnien-Herzegowina! Wir haben einiges gelernt, auch wenn wir mit noch mehr Fragen gehen, als wir vorher hatten.

#25 Bosnien-Herzegowina: Bildungsreise in die 90er

Endlich mal wieder Kraxeln. Wir haben gerade einen Klettersteig in der Nähe von Mostar gemacht. Das heißt: 6 Uhr aufgestanden, zu Zweit losgelaufen und schließlich die Aussicht genossen. Jetzt ruhen wir uns gerade auf dem Campingplatz bei 30°C aus.

In der letzten Woche sind wir durch Bosnien-Herzegowina gefahren und sind dabei in die Komplexität der Jugoslawienkriege eingetaucht. Wir sind erschüttert über die noch immer vorhandenen Mienen im Land, bleiben schweigend vor Häusern mit Einschusslöchern stehen und reden viel über die Ereignisse in den 90er Jahren. #givepeaceachance🕊️

Gestern sind wir durch die Altstadt von Mostar gezogen, haben uns in das Kriegsmuseum gewagt (sehr beeindruckend und traurig) und sind über die wieder aufgebaute Brücke Stari Most geschlendert.

Bisher regt uns Bosnien-Herzegowina viel zum Reden an, gleichzeitig genießen wir die bergige Landschaft und die friedliche Natur.

#24 Rückblick: Unerwartete Höhen und Tiefen im Balkan

Voilá, Land Nummer 6. Gerade haben wir die Grenze zu Bosnien-Herzegowina überquert und schon verstecken wir uns vor dem Gewitter in Mitten der Berge der Republika Srpska. Die letzten Wochen waren geprägt von unzähligen Eindrücken, die wir nun versuchen, zu verarbeiten. An manchen Tagen fielen wir völlig erschöpft in unsere Schlafsäcke und fragten uns: „Was haben wir heute alles erlebt?“ Wir sahen atemberaubende Landschaften, wagten uns in schwindelerregende Höhen und rasten jubelnd steile Serpentinen herab. 

Da wir in regelmäßigen Abständen größere Rückblicke tippen, kommt hier nun also das Trio: Nordmazedonien, Albanien und Montenegro. In ungefähr 5 Wochen schafften wir über 1.000 km und haben dabei (Achtung!) über 15.000 Höhenmeter überwunden. 😱😱😱 Allein in Montenegro mussten wir Sage und Schreibe 9.100 Meter hinauf. Unfassbar. Wir sind uns noch nicht ganz einig, wie wir das eigentlich finden. Adrenalin-Junkie Dana ist begeistert: „Wahnsinn, was unsere Körper so können!“ Anke hingegen findet: „Das ging ganz schön auf Körper und Geist. Entspannend war das nicht wirklich.“ Sie freut sich, wenn es demnächst wieder nicht ganz so hart wird, während Dana sicherlich die rasanten Abfahrten nach den steilen Anstiegen vermissen wird.

Was für eine Strecke: 1.000km, 3 Länder, 15.000 Höhenmeter.

Aber nun zurück zum Anfang: Nach knapp zwei Monaten haben wir Griechenland Ende April verlassen. Wir waren sehr aufgeregt, endlich wieder eine Landesgrenze zu überqueren. Mit dem Wechsel nach Nordmazedonien verließen wir aber nicht nur das Land, sondern gleich auch die EU. Es wartete also eine neue Währung auf uns und noch viel einschneidender: Unsere Handyverträge unterstützten kein Internetempfang mehr (also keinen, den man sich leisten könnte). Doch das war easy gelöst: Zwei neue SIM-Karten aus dem Supermarkt (für je 4 Euro) schufen Abhilfe. 

Schnell war klar: Nordmazedonien ist ein schönes und bergiges Land. Da inzwischen der Frühling voranschreitet, radelten wir durch grüne Täler und leider auch über einige verregnete Berge.

Orthodoxes Ostern mit Raki

In dem europäischen Binnenstaat haben wir uns insgesamt 3.500 Meter hochgekämpft (wir ahnten ja nix von Montenegro). Unseren höchsten Punkt erreichten wir bei 1.200 Meter und hier korrelierten höchster Gipfel mit maximalen Erschöpfungszustand. Zum Glück fanden wir auf der Bergspitze per Zufall ein nettes kleines B&B, geführt von Althippi Hemphree (der in Wirklichkeit einen mazedonischen Namen hatte, den er aber als Weltenbummler und Künstler schon lange nicht mehr verwendet). Peacezeichen an der Garagenwand, Janis-Joplin-Poster im Flur und bunte Batiktücher im Aufenthaltsraum – alles fürs Basisequipment Hippietum vorhanden. Für uns war das die perfekte Unterkunft, um zu verschnaufen.

Nach einer erholsamen Nacht (in einem richtigen Bett – Halleluja!) lud uns Hemphree zu seinen Nachbarn ein. Und so saßen wir zum orthodoxen Osterfest mit vielen Schnittchen, roten Eiern, Aufschnitt und selbstgemachten Pralinen bei einer mazedonischen Familie und tranken jede Menge Bier….bis wir auf die naive Idee kamen, auch von dem hochprozentigen Raki zu probieren. Schließlich trank die Gastgeberin bereits ihr 5. Glas (und zwar nicht in deutscher Schnapsglas-Größe). Außerdem hatten schon alle Locals morgens um 9 Uhr in der Kirche  ihren Oster-Raki. Tatsächlich sind wir längst nicht so trinkfest, also mussten wir bereits nachmittags schnell ins Bett und haben so leider die Chance verpasst, Pasta mit Walnusssoße von unserem Gastgeber gekocht zu bekommen. 

Von Menschen und Hunden in Nordmazedonien

Von Griechenland waren wir ganz schön verwöhnt. Alle waren so nett und interessiert an uns; wir wurden regelrecht mit Aufmerksamkeit überschüttet. Das änderte sich indes mit dem Grenzwechsel abrupt. Die meisten Menschen verhielten sich uns gegenüber einfach neutral, beziehungsweise ignorierten uns. Das verstörte uns mitunter, vor allem wenn wir uns sogar hektisch winkend (und hungrig) an der Käsetheke bemerkbar machen mussten. Das einzig Gute daran war, dass diese Gemütslage auch auf die Hunde abfärbte. Vielleicht wurde mal mühselig ein Kopf gehoben, wenn wir vorbeifuhren, aber das war auch das Höchste der Gefühle. Sehr entspannte Vierbeiner.

Unser Ziel in Nordmazedonien – der Ohridsee – liegt an der Grenze zu Albanien, also weit im Westen des Landes. In der gleichnamigen Stadt Ohrid legten wir eine kleine Pause ein, um uns im touristischen Leben treiben zu lassen. Und so probierten wir die Landesküche, nahmen an der Seepromenade ein Getränk und entdeckten Altstadt, Kloster sowie die Burganlage. 

Anschließend ging es zu einem Campingplatz am Seeufer. Da gibt es wiederum, wenig zu berichten, außer Dauerregen. Wir mussten uns einen ganzen Tag komplett im Zelt verstecken (das sind 2,7m² für 2 Leute!). Trotz Blockbuster (auf dem Handy) und ausreichend Lesestoff, ist so ein Regentag auf engsten Raum nicht wirklich erquickend. Alles ist am Ende nass und an kochen ist auch nicht zu denken. 

Albanien – Das Land der schicken Flitzer

Und schwuppdiwupp nach 14 Tagen waren wir durch Nordmazedonien durchgeradelt. Der Grenzübertritt gestaltete sich unspektakulär und wir waren in unserem vierten Land angekommen. Nur dass der Grenzposten ausgerechnet auf einem Berg liegen muss, erschöpfe uns etwas. Kaum rasten wir auf albanischer Seite wieder herab, erhielten wir unsere erste Lektion in Landeskunde: Autos haben einen wahnsinnig hohen Stellenwert! Eine Autowaschanlage jagte die nächste. Die „Anlagen“ bestanden allerdings nur aus einem Wasserschlauch (der gerne auch in Dauerschleife lief, ohne dass gerade ein putzwilliges Fahrzeug in Sicht wäre) und Eimer mit Schwamm und Pflegeprodukten. Überall sah man Männer begeistert ihr Auto schrubben und liebevoll polieren. So viele glänzende Fahrzeuge sieht man in Deutschland nicht. Und auch auf die Marke wurde natürlich Wert gelegt. Ein Schlitten war teurer als der nächste; Mercedes, BMW, VW – immer das neuste Modell. Mit dieser Liebe zu motorisierten Gefährten ging indessen für uns ein Nachteil einher – die schnelle und rücksichtslose Fahrweise. Überholt wurde immer, egal ob Gegenverkehr kam oder nicht. Wir schauten dem Treiben etwas nervös zu, während wir an einen Gedenkstein nach dem anderen vorbeifuhren, von dem uns Bildern von meist jungen Männern samt ihrem eingravierten Todestag entgegen lächelten. 

Bunker, albanischen Alpen und die Freundlichkeitsgrenze

Das Landschaftsbild von Albanien ist zudem geprägt durch die vielen Pilzbunker, die wirklich im ganzen Land verteilt sind. Denn zwischen 1972 und 1984 wurden ca. 200.000 Stück (!) gebaut und obwohl einige inzwischen abgerissen wurden, stehen immer noch viele in der Gegend rum und zwar an den unerwartetsten Stellen – Vorgärten, Straßenrand, mitten an der Strandpromenade, wirklich überall lugten die Betonkugeln hervor. Das Problem: Hat man einmal so viele Bunker gebaut, wird man sie auch schwer wieder los. Das massive Betonwerk lässt sich nur mit viel Aufwand abreißen. 

Die erste Woche in dem Mittelmeerstaat zog sich für uns. Zwischen Autowäsche und Werkstätten fuhren wir die viel befahrene Schnellstraße entlang und konnten zwischendurch sehr, sehr viele kleine Autozubehörfachgeschäfte bewundern. Nette Begegnungen? Fehlanzeige. Nach Griechenland wurde uns kaum noch hinterher gewunken und wir wurden auf der Straße oder im Café gar nicht mehr angesprochen. Wir litten etwas unter unserer verblassenden Berühmtheit. Irgendwie hatten wir uns daran gewöhnt, die ganze Zeit freundlich wie die Queens zu winken. Als wir wiederum den Ort Fushë-Kruja erreichten, der für uns den Beginn des Aufstiegs ins Gebirge bedeutete, änderte sich das schlaghaft. Während unserer Salatpause auf einer Bank, wurden wir mehrfach freundlich begrüßt und kaum zuckten wir unser Handy, wurden wir gefragt, ob wir W-Lan bräuchten. So radelten wir beschwingt den Berg hoch, kamen aber nicht weit, denn sofort stellte sich uns ein – natürlich glänzender –  SUV in den Weg, um uns Energydrinks mitten auf der Bundesstraße zu schenken. Beseelt von so vielen netten Begegnungen flogen wir geradezu die Berge hoch (Das taurin-haltige Getränk verleiht also doch Flügel 😉). Es war, als hätten wir eine unsichtbare Grenze überschritten. Die Landschaft wurde schöner und wir kamen wieder in Kontakt mit vielen sympathischen Leuten. 

Einmal wurden wir sogar von einem albanischen Bauern aus einem alten Militärgebiet gerettet. Wir wollten uns allerdings gar nicht so richtig retten lassen. Das Zelt war schließlich schon aufgebaut und Dana schnibbelte motiviert Knoblauch fürs Abendessen, als ein vorbeikommender Mann uns sehr deutlich zu verstehen gab, dass wir hier auf gar keinen Fall bleiben konnten. Leider sprach er keinerlei Englisch, sodass wir nicht herausfanden, worin genau das Problem bestand. Nach einigem ratlosen hin und her, packten wir schließlich resigniert unsere Sachen. Er hatte inzwischen seiner Teenager-Tochter Bescheid gegeben, die zum Übersetzen kam. So löste sich die Situation für uns langsam auf. Er fand es einfach zu gefährlich, dass wir draußen campten, schließlich gäbe es dort Füchse und Schlangen. So wurden wir kurzerhand von seiner Familie aufgenommen. Wir bekamen Tee, hatten die Möglichkeit neben der älteren Tochter auch mit den zwei jüngeren Zwillingstöchter zu sprechen und dann bekamen wir natürlich noch ein fürstliches Mahl vorgesetzt. Einerseits war für uns diese absurde Situation natürlich großartig. Andererseits stellte die große Tochter schnell klar, dass ihr Vater ein sehr konservativer Mann sei. Deshalb hatte er ja scheinbar auch das Gefühl, zwei „junge“ Frauen retten zu müssen. Wir konnten ihm auch nicht begreiflich machen, dass wir nicht in dem Alter seiner 18-jährigen Tochter sind, sondern vielmehr so alt wie er und seine Frau. Als es dann bettzeit wurde, schliefen wir mit den drei Töchtern in ihrem Zimmer. Es gab zwei große Betten und so mussten sich die drei Schwestern für uns in eins kuscheln. Wir dagegen probieren im zweiten Bett eben genau das nicht zu tun, also zu kuscheln. Denn die Worte der Tochter, ihr Vater sei wirklich sehr konservativ, klangen noch nach. Was würde er wohl von einem lesbischen Paar im Zimmer seiner Töchter halten? Etwas erschöpft von der unruhigen Nacht, bekamen wir morgens noch ein reichhaltiges Frühstück (inklusive frisch gezapfter Milch) und radelten schließlich mit viel Gesprächsstoff wieder los. 

Lohnenswertes Highlight: Der Komansee

Ein landschaftliches Highlight im Land war die Fährfahrt auf dem Koman-Stausee. Der Weg dorthin schlängelte sich parallel zu eben diesem See. Das Höhenprofil auf unserem Handy wellte sich sacht. Umso erstaunter waren wir dann über die wahnsinnig anstrengende Fahrt. Lessons Learned: Auch mit leichten Wellen kann man am Ende des Tages satte 950 Höhenmeter bestreiten. Aber der Kraftakt hat sich zum Glück gelohnt. Die Fahrt am nächsten Tag auf dem türkis glänzendem Wasser zwischen den felsigen Bergen war spektakulär.

Unser Fazit für Albanien: Gefährliche Füchse haben wir nicht gesehen. Dafür hatten wir einen Campingplatz mit Schildkröten, haben erfolgreich eine gerissenen Fahrradkette repariert, diverse Kaffee spendiert bekommen und festgestellt, dass uns Berglandschaften dann doch irgendwie liegen.

Montenegro: Krafttraining mit Wein und Brandy

Und nun noch zum dritten Land der letzten Wochen: Montenegro. Kurz vor der Grenze wollten wir einen letzten Pausentag einlegen. Solche Unterbrechungen bedeuten normalerweise viel essen. Also hatte sich Anke im Supermarkt so richtig ausgetobt und vor allem schwere Dinge gekauft, die wir sonst wegen des Gewichts lieber nicht kaufen. Dann packte uns allerdings die Motivation und die Siesta fiel aus. Erschwerend – im wahrsten Sinne des Wortes – kam hinzu, dass wir immer noch einige Leks in der Tasche hatten. Am letzten kleinen Minimarkt vor der Grenze versuchten wir wild entschlossen, die umgerechnet gerade mal 8 € auszugeben. Und wir bekamen ganz schön viel. Ohne groß nachzudenken, wurden weitere schwere Dinge eingepackt: 1 Liter Joghurt, eine kleine Schnapsflasche, Snickers und Obst. Mit völlig überfüllten Gepäck überquerten wir die Grenze nach Montenegro…  Und dann ging es eigentlich nur noch bergauf. In diesem Moment wurde uns dann die Idiotie unserer diversen Dosen, Glasflaschen und Nudelpackungen bewusst. Halb fluchend halb lachend quälten wir uns die 1.000 Meter hoch. Und dann hieß es, so schnell wie möglich alles aufessen. Dabei entstanden wunderbar neue Kreationen (Wir schwärmen noch immer von der Brandysahnesoße). 

Montenegro und der Wow-Effekt

Montenegro bedeutete für uns von Anfang an ein neues Level an Anstrengung. Gleichzeitig sind wir seit dem Grenzübergang nur noch am Staunen und Jubeln. Es war unfassbar eindrucksvoll. Und so sehr wir auch bei jedem einzelnen Anstieg fluchten und stöhnten, so sehr wurden wir mit den verblüffenden Aussichten belohnt. Hinzu kam, dass nun endlich schönes Wetter aufzog. Wir mussten zwar unsere Zeitplanung etwas angleichen, da wir nun in der Mittagshitze größere Pause brauchten, aber wir genossen dennoch das Sommer-Feeling.

Von Albanien aus landeten wir sofort auf der Panorama Route 3. (Wobei Montenegro scheinbar nur aus Panoramastraßen besteht). Von dieser Straße hatten wir fantastische Blicke auf Bergzüge und nach hartem Kampf über den Pass erstreckte sich unter uns der Skutarisee, der größte See des Balkans. Wir rasten bergab, schauten auf die unter uns liegenden Wölkchen und bewunderten den Sonnenuntergang. Naiv dachten wir, dass wir nun die schönste Seite Montenegros schon gesehen hätten. 

Aber dann kam das Meer und damit der „südlichste Fjords Europas“ (Geografin Anke weiß natürlich, dass es strenggenommen gar kein echter Fjord ist). Und noch immer ahnten wir nichts von der atemberaubenden Weite des Durmitor Gebirgszuges und die tiefste Schlucht Europas (die Tara-Schlucht) wartete auch auf uns. Felsiges Hochgebirge (knapp 2.000 Meter hoch war unser höchster Pass), schmelzende Schneereste, in Fels geschlagene Tunnel…ach, schaut einfach die Fotos an.

Als krönenden Abschluss haben wir uns einmal Zipline zwischen den Bergen gegönnt (genau der richtige Adrenalin-Kick für Dana) .

Und zum Abschluss noch eine Tiergeschichte ohne Tiere: Eines Nachts wachte Dana auf, weil sie von etwas ins Bein geboxt wurde. Beim zweiten Stoß weckte sie Anke leicht panisch mit den Worten „Da ist ein Tier im Zelt“. Etwas schlaftrunken, aber von diesem Satz genauso aufgeregt, setzte sich Anke hektisch auf und holte flux die Stirnlampe raus. Die Isomatte von Dana wölbte sich in der Mitte bedrohlich. Das Tier musste unter der Matte sein! Es hatte sich ganz sicher von unten durch die Zeltunterlage und das Zelt geknabbert. Anke drückte panisch die gewölbte Isomatte nach unten, Dana öffnete die „Zelt-Tür“ und gemeinsam hoben wir die bedrohliche Isomatte an, um das Tier nach draußen zu scheuchen… Stille. Nichts bewegte sich. Kein Tier!

Völlig perplex starten wir auf die leere Stelle. Dana stellte messerscharf fest, das Ungetüm musste logischerweise in der aufgepusteten Isomatte sein. Die Wölbung war schließlich immer noch da – und das ganz schön groß. Was war das nur für ein Ungetier? Anke drückte verzweifelt auf die aufgeblähte Stelle bis wir bei genauer Betrachtung feststellten, dass sich weder im Zeltboden, noch in der Isomatte ein Loch befand. Die Auflösung: Natürlich hatten wir keinen lebenden Besuch in unserem Zelt. Das Phänomen nennt sich Delamination. Heißt: Die oberste Schicht der Isomatte löst sich (in unserem Fall plötzlich und boxend) vom inneren Schaumstoff, dadurch verliert die Matte ihre Form… aber das ergoogelten wir erst am nächsten Morgen. Sehr unschön für Dana, auf einer fast leeren Luftmatratze zu schlafen, damit der Wobbel nicht zu sehr aufgepustet ist. Wir suchten Montenegro nach einem Isomattenfachgeschäft ab, bisher leider ohne Erfolg 😔 Nun hoffe wir auf Bosnien-Herzegowina. Schließlich steht hier auch die Hauptstadt Sarajevo auf dem Plan und bis dahin schubst Dana eben ein bisschen, wenn es zu ungemütlich wird, damit sie wenigstens eine kleine Ecke von Ankes prall gefüllter Matte bekommt.

Alles in Allem hat Montenegro uns wahnsinnig überrascht. Zugegeben wir wussten im Vorfeld nur wenig über dieses Land. Doch der Durmitor, diverse Canyons, Berge und Seen haben uns schlicht von den Socken gehauen. Damit ist Montenegro auf unserem bisherigen Landesranking auf Platz 2 (Griechenland ist ungeschlagen auf Platz 1) gelandet. Mal sehen wie es weiter geht. Eins steht auf jeden Fall fest, dass wir bei der Reiseplanung auf die Balkanländer bestanden haben, hat sich definitiv ausgezahlt.

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#23 Montenegro: Von nun an geht’s bergauf

Neues Land, neues Glück. 🇲🇪🍀 Wir haben Montenegro erreicht und sind ganz angetan. Nach 7 Tagen radeln, haben wir schon satte 4.800 Höhenmeter hinter uns. 🚵‍♂️🚵

Endlich entdeckt auch Anke ihre Liebe zu Bergen neu. Die brauchen wir hier auch dringend, denn in der nächste Woche liegen immer noch über 4.000 Höhenmeter vor uns. 😲🥵 Dana wird die bestimmt begeistert mit ihrer 80er-Jahre-Playlist hoch strampeln.

Seit dem ersten Tritt in die Pedale sind wir begeistert. Bisher ging es für uns entlang einer wunderbar bergigen Panorama-Road. Trotz vielem Stöhnen und Schnaufen, hat es sich wirklich gelohnt. Wir konnten von oben den Skutarisee bewundern und schließlich sogar auf die Bucht von Kotor im Sonnenuntergang herabschauen. 

Die Landschaft ist so malerisch, dass Anke manchmal beim Anblick des bunt strahlenden Sonnenuntergang sogar die Augen verdreht und entrüstet ruft: „Ach komm, jetzt übertreibt es Montenegro aber.“

#22 Albanien: Rettung wider Willen

Was für eine Woche. 😱 Wir haben Albanien von einer neuen Seite kennengelernt. In unserer 2. Woche im Land sind wir bis nach Koman in die Albanischen Alpen (das Prokletije) gefahren. Der Weg zur Bootstour auf dem Drin war zwar beschwerlicher als gedacht (Hitze, Berge und kaputte Straßen kosteten ganz schön Kraft), aber die Aussicht auf den Stausee und die Berge hat sich wahrlich gelohnt.

Außerdem wurden wir auf dem Weg spontan zu einer sehr freundlich albanischen Familie eingeladen, die uns nicht in der Natur campen lassen wollte. Und so konnten wir überraschend in rosaner Hello-Kitty-Bettwäsche 😸 in einem bequemen Bett schlafen, anstatt das Zelt in einem verlassenen Militärgebiet aufzuschlagen. Denn gerade als wir nach einer langen Tour anfangen wollten, unseren Kocher anzuwerfen, kam ein Bauer mit seinen Schafen vorbei und verkündete: „Hier zelten? Nein, das ist viel zu gefährlich!“ Also packten wir alles wieder ein und zogen mit ihm und seiner 18-jährigen Tochter los.

Wir sind uns unsicher, wie viele Gefahren wirklich dort lauerten, aber wir hatten einen sehr aufregenden Abend mit albanischen Dinner und morgens gab’s sogar frisch gezapfte Milch von der Kuh hinterm Haus. Wow. Was für eine Gastfreundschaft! 😍

Jetzt sind wir bei Skodra und machen uns auf den Weg nach Montenegro. Albanien hat uns am Ende ganz schön überrascht. Gerade im Norden waren die Menschen super freundlich und die Landschaft überwältigend.🏞️

#21 Albanien: Bis zu den Schildkröten

Guten Appetit! 🥗🍴Jeden Tag gibt’s für uns mittags einen frischen Salat mit lokalem Gemüse und abends wird ordentlich gekocht. Mit dieser Verpflegung sind wir nun bis nach Albanien gekommen.

Hier staunen wir etwas über den Verkehr. Denn immer wieder begegnen uns schnelle Autos mit waghalsigen Überholmanövern. Und wir glauben, die albanische Bevölkerung hat die saubersten Autos der Welt, denn wir fahren an unfassbar vielen Autowasch-Angeboten vorbei. An allen Landstraßen ziehen sich unzählige kleine Metall-Hütten mit Hochdruck-Geräten oder einfach einem Gartenschlauch entlang, davor tummeln sich schicke Flitzer. 🚗🚗🚗 Als Radlerinnen sind wir eher eine Seltenheit.

Trotz unserer ersten richtigen Panne (Dana ist die neue Kette gerissen😱), haben wir es bis nach Krujë auf einen traumhaften Campingplatz geschafft … und hier laufen sogar kleine Schildkröten zwischen den Olivenbäumen nebenan umher. 🐢😍

So schön ist zelten bei Nacht. 😍

#20 Nordmazedonien: Von versteckten Bären und wilden Kühen

Seit 10 Tagen sind wir in Nordmazedonien. Wir radelten durch grüne Täler, schnauften steile Berge hinauf (bis zu 1.200 Meter!), zelteten im Regen und genossen einige Tage Sonnenschein. Knapp 300 km sind wir durch das ehemals Jugoslawische Land gefahren. 

Wir haben dabei einiges über Geschichte und Leute gelernt. Uns über den Namensstreit zwischen Griechenland und Nordmazedonien gewundert (erst seit 2019 offiziell mit dem Staatstitel „Republik Nordmazedonien“), über die sehr zurückhaltende Art der Bevölkerung gestaunt und uns beim Wildzelten im Nationalpark gefragt, wo genau eigentlich die Bären sind? Und einmal mussten wir mit unserem Zelt vor einer Kuhherde 🐮🐮🐮 flüchten. (Da hatten wir uns wohl vor lauter Begeisterung, dass wir an dem Tag so schnell waren, den tierischen Trampelpfad als Camping-Spot rausgesucht. 😂)

Jetzt bleiben wir noch ein, zwei Tage am Ohrid-See auf einen Zeltplatz, bevor wir dann nach Albanien aufbrechen.